Das vergangene Wochenende brachte wieder alles mit, was den sportlichen Wettkampf so attraktiv macht: Spannung, Dramatik, große Herausforderungen.
Vor der größten hiervon stand sicherlich unsere 1. Herren in der NRW-Liga, das Team um Kapitän Simon stattete nämlich dem Ex-Oberligisten und Aufstiegsaspiranten TB Burgsteinfurt einen sportlichen Besuch ab. Ob die Herausforderung am Ende gemeistert wurde, liegt im Auge des Betrachters. Als klarer Außenseiter, auswärts, bei einem in jedem Paarkreuz deutlich überlegenen Gegner zu gewinnen, war hinreichend unrealistisch. In solchen Begegnungen bleibt also nur, sich respektabel zu verkaufen, nicht mannschaftlich “unterzugehen” – und trotz der hohen Niederlage (2:9) ist dieses Vorhaben auf jeden Fall gelungen.
In keiner einzigen Begegnung waren unsere Jungs chancenlos, immer wurde mindestens ein Satz gewonnen. Dennis erzwang gegen den starken Nachwuchs-Spieler Yorrick Michaelis einen fünften Satz, Thomas Boonk (gegen Tim Beuing) und Simon (gegen Christoph Heckmann) konnten ihre Einzel sogar siegreich gestalten. Zufrieden und bei bester Laune kehrte die Erste schließlich in die heimische Hansahalle zurück, so gut kann sich eine Niederlage anfühlen…
Vor heimischer Kulisse empfing die 2. Herren das Tabellenschlusslicht SV Cheruskia Laggenbeck. Im Hinspiel stand es nach kuriosem Spielverlauf am Ende 8:8, unser scheinbarer Favoritenstatus, abgeleitet aus der Tabellensituation, also möglicherweise trügerisch? In den Doppeln wurde auf jeden Fall schnell klar, dass Laggenbeck sich noch nicht mit dem Gedanken des Abstiegs in die Bezirksliga anfreunden will. Unsere ersten beiden Doppel spielten zwar gut, lediglich Yannick und Luca konnten jedoch ihre Führung nach Hause bringen. Viktor und Sebastian ließen sich von den krummen Bällen ihrer Gegner nachhaltig beeindrucken und fanden das ganze Match über nicht zu ihrer sonstigen Stärke, eine klare 0:3-Packung war das Resultat, so dass Laggenbeck zum ersten Mal in Führung ging.
Die erste Einzelrunde lief schon ein wenig mehr nach unserem Geschmack, da Yannick vorne und Carsten in der Mitte punkten konnten, Sebastian und Andi anschließend im unteren Paarkreuz wenig Mühe hatten und die Zweite bei 5:4 zum ersten Mal die Führung übernahm. Die Führung hätte hier sogar noch deutlicher sein können, denn Viktor spielte zunächst gegen Klaus Donnermeyer groß auf und gewann in kürzester Zeit die ersten beiden Sätze. Danach verlor er aber plötzlich seinen Spielfaden (sicherlich hat der ausgefuchste Veteran der Gäste sein Spiel clever umgestellt) und die Partie ging an Laggenbeck.
Der zweite Durchgang der Einzel begann mit großem Sport. Yannick bot dem wie fast immer stark aufspielenden Robert Bäumer mächtig Paroli, egalisierte einen 0:2-Rückstand, zog Topspin um Topspin gegen die gefährlich langen Schaufelbälle seines Gegners. Bei 9:9 im Entscheidungssatz dann eine taktisch kluge Auszeit… doch es reichte nicht. Es war wohl das aller erste Mal in dieser Saison, dass ein Gegner unsere athletische Nummer eins über die Kondition niederringen konnte, aber mag auch Bäumers Spielweise auch sehr ungewöhnlich sein, so war sein Sieg doch absolut verdient. Es wurden sogar Erinnerungen an den legendären Peter Koelen wach, so souverän bunkterte sich Laggenbecks Spitzenspieler in der Halbdistanz ein…
Nachdem die Gäste also ausgeglichen hatten, verlor die ganze Sache aus unserer Sicht an Schwung. Luca lieferte eine blutleere Vorstellung gegen Yannick Bosse ab, Carsten verzweifelte wie im Hinspiel an seinem Angstgegner Donnermeyer und Viktor krönte sich zum Pechvogel des Tages, in dem er erneut eine reletiv souveräne Führung gegen den couragiert aufspielenden Lukas Bäumer nicht nach Hause bringen konnte. 5:8, ein kleines Debakel drohte. Auch wenn man den Gegner durch die Bank eine gute Leistung bescheinigen musste – SO sollte man in heimischer Halle nicht gegen einen Tabellenletzten verlieren.
Das untere Paarkreuz erfüllte zum Glück die Erwartungen erneut und gab an dieser Stelle keinen Satz mehr ab. Souverän, aber ohne echten Glanz, denn an dieser Stelle fiel die Leistungsfähigkeit der Gäste doch spürbar ab. Das Abschlussdoppel musste also über Wohl oder Wehe entscheiden, wobei Laggenbeck nun natürlich heiß auf die Maximalausbeute dieses Spieltages war, während wir uns nur noch irgendwie aus der Affäre ziehen konnten. Zunächst lief es gar nicht gut, nach verlorenem ersten und dritten Satz standen sich Yannick und Luca im vierten Durchgang bereits einem Matchball von Bäumer/Bergjohann gegenüber. Dieser konnte zum Glück abgewehrt werden und irgendwie wurstelten wir uns noch mit 13:11 durch den Satz. Im Schlusssatz dann endlich durchgängig die Leistung, die unser Spitzendoppel liefern kann: gute Topspin-Kombinationen setzten den Gegner von Anfang an unter Druck, provozierten hier nun erstmalig auch leichte Fehler. Hochkonzentriert wurden eigene Fehler minimiert und auch die Körpersprache passte jetzt: 11:6 Punkte, 3:2 Sätze und damit das 8:8-Unentschieden war der nun sicherlich verdiente Lohn für diese Mühen.
Da Tabellennachbar TTR Rheine II etwas überraschend gegen Westerkappeln verlor, verlieren wir den sechsten Platz in der Landesliga nicht nur nicht, sondern behaupten uns dort nun sogar mit einem Zähler Vorsprung. Ziel bis zum Ende der Saison soll sein, uns von hier nicht mehr verdrängen zu lassen. Den Gästen aus Laggenbeck hilft der eine Punkt natürlich mehr als gar keiner, trotzdem war nach dem Match eine leichte Ernüchterung über die verpassten Gelegenheiten zum Sieg zu spüren. Bei kühlen Getränken und frischen Brötchen wurde aber auch schnell klar, dass unsere Gäste durch den (Teil-)Erfolg absolut motiviert sind, bis zum Saisonende alle zu geben und den Klassenerhalt doch irgendwie noch möglich zu machen.
Die 3. Herren hatte samstags noch spielfrei, durfte dafür am Sonntagvormittag an die Tische. Bei der abstiegsbedrohten DJK Gravenhorst gab es den erhofften Arbeitssieg, Michael vollendete in seinem zweiten Einzel zum 9:5. Er und Thorsten waren dabei die Eckpfeiler für den Erfolg, gewannen sie doch jeder ihre Einzel und zusammen noch -nach 0:2-Satzrückstand- gegen das gegnerische Doppel drei. An der eigenen Position ändert dieser Erfolg nichts, unsere Dritte ist und bleibt Vizemeister der Bezirksliga, egal, wie die letzten Spieltag ausgehen. Die Konkurrenten Gravenhorsts im Abstiegskampf werden aber sicherlich zufrieden sein, dass unsere Dritte hier ihrer Favoritenrolle gerecht geworden ist.
Ein Wahnsinns-Spiel und doch am Ende möglicherweise ohne jede Bedeutung – die 4. Herren erlebte ein emotionales, dramatisches Wochenende. Mit ETuS Rheine war eine Mannschaft zu Gast in der Hansahalle, welche zwar stabil aufgestellt ist, trotzdem aber auch zu einem der sechs bis sieben noch immer abstiegsbedrohten Teams der Bezirksliga zählt. Unsere Vierte als Tabellenletzter konnte die Gäste in der Tabelle zwar nicht mehr einholen, aber bei alles anderem als einem Sieg wären die realistischen Aussichten auf das Erreichen der Relegationsränge vor der Begegnung quasi null gewesen. Mit dem Mute der Verzweiflung gingen unsere Jungs also ans Werk und mussten direkt den ersten Dämpfer ihres Siegeswillen hinnehmen: Fast mühelos zeigten Doppel eins und zwei unseren Doppeln ihre Grenzen auf, der Gegner führte schnell mit 2:0.
Nachdem es kurzzeitig so schien, als könnten Farzad und Jan ihr Doppel nach 2:0-Satzführung ebenfalls nicht gewinnen, ETuS verkürzte nämlich auf 2:2 Sätze, drohte die positive Energie der Mannschaft schon früh zu verpuffen. Doch unser Doppel drei riss das Ruder noch einmal herum und behauptete sich souverän im Entscheidungssatz. Bärenstark dann das vordere Paarkreuz, Silvio und Sebastian benötigten jeweils nur drei Sätze, um ihre Gegner nieder zu ringen, zum ersten Mal führten wir in der Gesamtwertung mit einem Punkt Vorsprung.
Danach ging Jochen “Otti” an den Tisch – und hatte Adam Gajewski nichts entgegen zu setzen. Zwei Sätze lang schlugen harte Topspins auf seiner Tischhälfte ein und auch im dritten wäre es wohl so weiter gegangen, doch die Rheinsenser Nummer vier knickte mit dem Fuß um und lag anschließend minutenlang bewegungsunfähig auf dem Boden. Zunächst war nicht klar, ob er würde weiterspielen können, zumal der Knöchel auch noch anschwoll. Doch tapfer, manchmal mit schmerzverzerrtem Gesicht, stellte Gajewski sich nach längerer Behandlungspause wieder an den Tisch. Otti hatte nun zunächst leichtes Spiel, gewann den dritten Satz deutlich. Doch bereits im vierten Satz war sein Gegner wieder obenauf, gewann knapp mit 12:10 und damit das Spiel.
Farzad spielte parallel stark gegen Marcel Schütz, stellte mit seinem 3:0-Erfolg die alte, knappe Führung wieder her. Im unteren Paarkreuz ging es genau so deutlich zu, leider mit andern Vorzeichen, denn hier hatten Johannes und Jan ihren Gegner wenig entgegen zu setzen. Doch gerade jetzt, nachdem die Führung aus der Hand gegeben war, zeigte sich der Kampfgeist unserer Vierten. In teilweise hochklassigen und stets kampfbetonten Partien siegten unsere Jungs in den vier folgenden Einzeln, dreimal davon im Entscheidungssatz. Lediglich Sebastian dominierte seinen Gegner fast nach Belieben und gab auch in seinem zweiten Einzel keinen Satz ab. Farzad profitierte sicherlich auch vom Verletzungs-Handicap seines Gegners aus dem ersten Einzeln, dennoch war auch sein Sieg absolut nicht unverdient. Beim Stand von 8:5 hatten wir alle Trümpfe in der Hand und hier hätte es auch eigentlich schnell zu Ende sein können. Doch das untere Paarkreuz erwischte keinen guten Tag und konnte -trotz stärkerem Auftritt als am Anfang- auch in dieser Runde kein Einzel gewinnen.
Also ein zweites Mal Abschlussdoppel an diesem Abend (siehe oben), diesmal allerdings mit der Chance auf den Gesamtsieg. Silvio und Sebastian stiegen in den Ring, brannten noch von ihren Einzeln wie eine Fackel und waren in den Augen der mittlerweile über 20 Zuschauer wohl schon so etwas wie die sicheren Sieger – aber es steht auch immer noch ein Gegner auf dem Platz und in diesem Fall war es mit dem Doppel Schepers/Schütz ein verdammt gefährlicher. Ging der erste Satz noch problemlos an uns, so wurden danach die Gäste immer stärker, gingen mit 2:1 in Führung. Im vierten Satz steigerten sich Spannung und Dramatik dann bis ins Maximum: Diverse Satz- und Matchbälle wechselten sich ab, blieben ungenutzt, bis sich Sebastian und Silvio irgendwie doch mit 14:12 durchsetzen konnten. Die Halle bebte und die Zuschauer sollten noch einmal belohnt werden. Vielleicht noch mit einigen Gedanken bei den verpassten Chancen des vierten Satzes, unterliefen den Gegner im fünften plötzlich ein paar leichtere Fehler als sonst. Insbesondere Andre Schepers harte Vorhand, das ganze Match über ein echtes Problem für unsere Jungs, verfehlte plötzlich etwas häufiger ihr Ziel. Diese Chance wusste unser Doppel zu nutzen, die eigenen Angriffe saßen und mit 11:7 wurde der Satz, damit das Spiel und letztlich das ganze Match gewonnen.
Eine haarscharfe Angelegenheit also und eigentlich hatte das Match wohl keinen Verlierer verdient. ETuS Rheine stellte sich wie schon so oft in der Vergangenheit als kampfstarkes Team dar, welches alles andere als leicht zu besiegen ist. Bitter aus unserer Sicht, dass der direkte Konkurrent um den 11. Tabellenplatz, der 1 FC Gievenbeck, direkt am nächsten Morgen völlig überraschend deutlich in Kinderhaus gewinnen konnte. Somit könnte es am Ende bedeuten, dass dieser tolle Erfolg gegen diesen schweren, aber sehr sympathischen Gegner unter dem Strich nicht bedeutet, dass wir die rote Laterne der Liga doch noch loswerden können…
Artikelbild: Sebastian Skomroch, Motivator und Zugpferd der 4. Herren